Ein wunderschöner Strand, das tosende Meer und waghalsige Surfer bis das Auge reicht. Das ist der Seven Mile Beach in Gerroa. Der Ort, wo ich das erste Mal auf einem Surfbrett stand!
5 Tage Surf Camp Australia
Das Surf Camp Australia ist direkt am Meer auf einem Campingplatz stationiert. Die kleinen Hütten sind sehr süß hergerichtet. Schlafen tut man in 6-Bett Zimmern, woran ich durch das Hostel leben aber sowieso schon gewohnt war. Es gibt einen Gemeinschaftsbereich, welcher als Allzweckbereich genutzt wird, Essen, Unterricht, Party, hier ist alles möglich.
Im Surf Camp war ich vom 15.01. – 19.01.2018. Leider waren die ersten zwei Tage so stürmisch und kalt, dass wir nicht surfen gehen konnten, dafür hatten wir ein wenig Alternativprogramm. An unserem Ankunftstag gab es erst einmal eine kleine Einführung, wo wir in Gruppen eingeteilt wurden und zu Mittag aßen. Im Anschluss bekam die erste Gruppe, zu der ich gehörte, ihre Wetsuits ausgehändigt und gingen zum Strand für die erste Surfstunde. Noch während unserer Theorie Stunde wurde uns allerdings mitgeteilt, dass ein Surfen an diesem Tag nicht möglich sei, da das Meer zu stürmisch ist. Geknickt gingen wir alle zurück zum Camp, aßen unser Abendessen und lernten uns am Abend bei Spielen, hauptsächlich Trinkspielen, besser kennen. Beim Frühstück am nächsten Tag erreichte uns gleich die Hiobsbotschaft, dass wir immer noch nicht surfen gehen konnten. Stattdessen spielten wir Tischtennis, machten Sport, aßen viel und am Abend gab es ein Bierpong Turnier. Die „Sportstunde“ an der einige von uns teilnahmen hat uns wirklich gefordert, direkt danach und die Tage drauf waren wir alle so stark von Muskelkater geplagt, dass wir nur rumstöhnten und uns beschwerten, nie wieder Sport zu machen 😀
Und so startete dann am dritten Tag unsere lang ersehnte Surf Stunde, mit Muskelkater.
Lektion 1: ich bin ein Goofy Surfer
Na gut, die erste Theorie Stunde hatten wir ja bereits an unserem ersten Tag. Was wir dort hauptsächlich lernten? Welche Art von Surfer wir sind, also rechtes oder linkes Bein vorne, die Grundbegriffe fürs Surfen und wie man theoretisch aufsteht.
Es gibt zwei Arten von Surfern, den Regular Surfer und den Goofy Surfer. Der Regular Surfer hat das linke Beim vorne, der Goofy Surfer das rechte. Wie die Überschrift schon sagt, bin ich ein Goofy Surfer. Die Mehrzahl der Surfer sind Regular Surfer, wie der Name eigentlich schon verrät.
Als nächstes standen die Bezeichnungen der Bestandteile des Surfbretts und einige wichtige Handzeichen auf dem Programm. Das Brett besteht aus nose (Voderseite), tail (Rückseite), front (obere Seite), bottom (untere Seite) und fin (Finnen unter dem Brett). Es gibt einige wichtige Handzeichen, die man als Surfer wissen sollte. Sie zu beschreiben ist ein wenig kompliziert, daher überspringe ich diesen Teil jetzt.
Das Aufstehen auf dem Brett ist in der Theorie ganz einfach! Du solltest nur folgende Reihenfolge beachten: paddle, push up, chickenwing und kick. Vielleicht sollte ich darauf etwas genauer eingehen. Du gehst mit deinem Brett, immer mit der Nase voraus, hüfttief ins Wasser (zumindest als Anfänger). Sobald du eine Welle für dich entdeckt hast, sie sollte ca. 20 Meter entfernt sein, kletterst du seitlich auf dein Brett, sodass deine Füße hinten im Wasser hängen (Wichtig: Beine schließen!) und beginnst mit langen Armen zu paddeln. Sobald du die Welle an deinen Füßen spürst beginnt der schnelle Teil. Du legst deine Hände rechts und links neben deinem Oberkörper ab und drückst dich hoch. Direkt danach winkelst du eines deiner Beine (je nachdem welcher Surf Typ du bist) zum „chickenwing“ an, der Fuß ist dabei an dein Knie gelegt und steht nicht ab. Im nächsten Schritt hebst du dein anderes Bein an und positionierst es vorne zwischen deinen Händen. Du stehst jetzt in einem 5-Punkte-Stand, deine Hände, deine Füße und dein Knie berühren das Brett. Im letzten Schritt stoßt du dich ab und stehst mit leicht gebeugten Knien auf dem Surfbrett. Deine Arme hebst du an und richtest sie nach vorne aus. Wichtig bei allem ist: hetz dich nicht und halte deinen Blick immer nach vorne gerichtet, sonst verlierst du noch schneller das Gleichgewicht.
Das Ziel eines jeden Surfers ist es die perfekt grüne Welle zu reiten bis sie bricht. Grüne Wellen sind jene, die noch nicht gebrochen sind, also noch grün aussehen. Als Anfänger startest du allerdings mit kleinen bereits gebrochenen Wellen. Einige der Jungs im Surf Camp haben es in den 3 Tagen tatsächlich schon geschafft eine grüne Welle zu nehmen. Ich war da eher noch etwas zurückhaltender und taste mich lieber langsam ran.
Lektion 2: Surf Konditionen
Bevor man Surfen gehen kann, muss man die Konditionen überprüfen. Dafür stehen Surfer häufig extrem früh auf. Das gehört zu dem Sport leider dazu, sehr früh aufstehen. Es gibt drei Punkte die du beachten muss. Wind, die Gezeiten und die Höhe der Wellen.
Bei dem Wind unterscheidest du zwischen drei verschiedenen Arten. On-shore Wind, das ist der Wind, der vom Meer auf die Küste kommt. Off-shore Wind, dieser weht genau anders herum von der Küste auf das Meer und Cross-shore Wind, dieser kommt aus allen Richtungen und ist der unbeliebteste Wind bei Surfern. Die besten Windkonditionen sind gar kein Wind!
Bei den Gezeiten (tight) gibt es Ebbe (low tight) und Flut (high tight). Für Anfänger ist Flut perfekt, da du weiter rauslaufen kannst und so länger auf den kleinen Wellen reiten kannst.
Die Höhe der Wellen bemessen Surfer ganz pragmatisch an den anderen Surfern, kniehoch, hüfthoch oder über den Kopf hinaus. Mehr Einschätzungen brauchen sie nicht.
Weitere Lektionen, die wir gelernt haben, sind Richtungswechsel, wie man ins offene Meer paddelt und unbeschwerlich Wellen überwindet und welche Regeln Surfer beachten sollten. Auf jeden Punkt im Detail einzugehen würde allerdings noch Ewigkeiten dauern.
Mein persönlicher Eindruck
Wenn man dann endlich ins Meer und surfen darf ist das alles gar nicht mehr so einfach wie man es sich in der Theorie vorstellt, selbst wenn man vorher Trockenübungen gemacht hat. Die Wellen sind riesig, man schluckt Wasser, wird viel zu lange unter Wasser gedrückt, geht Nose Diven (also unter Wasser mit der Nase voraus) und das Aufstehen dauert sowieso eine Weile. Dennoch hat es unglaublich viel Spaß gemacht. Am Ende der ersten richtigen Surfstunde stand ich immerhin schonmal auf dem Brett. Wir hatten zwei Surfstunden pro Tag und da die ersten zwei Tage ausgefallen sind, wurden diese von zwei auf zweieinhalb bis drei Stunden verlängert. Es war sehr anstrengend und ich war am Ende des Tages immer extrem müde und am Ende der Woche war ich so erschöpft, dass ich mir erstmal eine Auszeit am Bondi Beach gegönnt habe. Aber ich habe mir damit einen lang ersehnten Traum erfüllt und kann jetzt tatsächlich, mehr oder weniger, surfen!